Geschichte der Europassion
Der gleiche Glaube, das gleiche Ideal …
Die Darstellung der Passion hat in Europa eine große Tradition. Derzeit werden in vielen Orten Europas Passionsspiele aufgeführt, dazu kommen noch viele Passionsdarstellungen und Passionsprozessionen in der Karwoche.
Schon seit langem unterhielten einzelne Spielorte freundschaftliche Beziehungen vor allem auf nationaler Ebene. Die Idee, Passionsspielgruppen aus West- und Osteuropa in einer Vereinigung zusammenzuführen, entstand bereits vor nahezu 30 Jahren und führte zur Gründung der
EUROPASSION. Als unermüdlicher Kämpfer für diese Idee gilt
Maurice Clos aus Paris - Menilmontant, der 2009 im Alter von 98 Jahren in Paris verstorben ist.
Im Mai
1982 fand in
ESPARREGUERA (Spanien) ein Treffen der Passionsspielorte Loudéac, Nancy, Masevaux aus Frankreich und Ulldecona, Olesa de Montserrat und Esparreguera aus Spanien statt. Die Idee zu diesem Treffen entstand im Kloster Montserrat. Hier wurde bereits die Idee einer Dachorganisation von Passionsspielorten aus verschiedenen Ländern aufgegriffen.
1984 sind 10 Delegationen zu einem ersten offiziellen Treffen nach
LOUDEAC (Frankreich) angereist. Erstmals wurde eine Charta einer Dachorganisation der Passionsspielorte ins Auge gefasst. Die geplante
Dachorganisation sollte
EUROPASSION heißen.
1989 fanden sich anlässlich des 75 jährigen Bestehens der Passionsspielgruppe Loudeac 16 Delegationen – vor allem französischsprachige und spanische Gruppen - zu einem Arbeitstreffen in LOUDÉAC zusammen. Die Passionsspielorte bekräftigten ihren Willen, die Eigenart und Originalität jeder Gruppe zu wahren und den gegenseitigen Respekt nicht durch gegenseitige Beurteilungen zu schmälern. Die Passionsspielgruppen tauschten Werbeunterlagen, Photos oder Kassetten aus. Der Wunsch nach einer verbindenden Zeitschrift wurde geäußert. LEVATE, die Zeitschrift der Europassion, wurde ins Leben gerufen. Das Ziel von EUROPASSION wäre es nicht, eines Tages ein einheitliches Modell-Passionsspiel zu realisieren, der Reichtum der Europassion läge vielmehr in der Vielfalt!
1990 waren zum ersten Mal auch deutsche Gruppen zu einem Treffen nach
MASEVAUX (Frankreich) eingeladen. Es wurde der Wunsch geäußert, ein Logo zu entwerfen. Das Sekretariat wurde vorläufig dem Passionsspielort Loudéac zugesprochen. In diesem Jahr fand auch ein internationales Treffen in
ÖTIGHEIM (Deutschland) statt, an dem erstmals Gruppen aus Österreich teilnahmen. 1991 trafen sich 13 Gruppen aus 6 Ländern in
ST. MARGARETHEN (Österreich).
1992 folgten 26 Gruppen einer Einladung nach
PARIS – MENILMONTANT (Frankreich). Zum ersten Mal waren Gruppen aus Osteuropa (Polen, Ungarn, Tschechien, Rumänien) gekommen. Diese Gruppen wollten nach dem Sturz des Kommunismus ihre alte Passionsspieltradition wieder aufleben lassen. Diesen Teilnehmern wurde eine moralische und finanzielle Unterstützung zugesagt.
1993 empfing
SÖMMERSDORF (Deutschland) 27 Delegationen aus 12 Ländern Europas zu einem Freundschaftstreffen.
1994 trafen sich 18 Delegationen in
CERVERA (Spanien) und Vertreter aus verschiedenen Ländern in
NANCY, um die Gründung einer gesamteuropäischen Passionsspielvereinigung vorzubereiten.
Bei einem Treffen von 27 Delegationen aus 12 Ländern
1995 in
LIGNY (Belgien) wurde die
vereinsrechtliche Gründung der EUROPASSION als Verband europäischer Passionsspielorte beschlossen. Eine Satzung wurde erarbeitet und ausgiebig diskutiert. Josef Lang aus Auersmacher (Deutschland) wurde einstimmig zum Generalsekretär gewählt,
Ligny erhielt den Zuschlag als
Sitz der Europassion.
1996 wurden von 34 Delegationen aus 12 Ländern in
ST. MARGARETHEN (Österreich) die
Satzung der Europassion verabschiedet.
Ziel der Passionsvereinigung EUROPASSION ist demnach
- die Verkündigung der Botschaft Christi durch die Darstellung der Passion
- die Förderung kultureller und menschlicher Beziehungen zwischen den Passionsspielgemeinschaften
- der Erfahrungsaustausch zwischen den einzelnen Gruppen und die Diskussion grundsätzlicher Fragen der Interpretation der Passion, ohne die Vielfalt der Darstellungen in den verschiedenen Gruppen zu schmälern
- die Förderung jeglicher Art religiösen Theaters oder sakraler Darbietungen, deren bedeutendste Darstellung die Passion Christi ist
- die Organisation von Freundschafts- und Solidaritätsbeziehungen zwischen den einzelnen Gruppen
Jede Gruppe besitzt als Mitglied der Europassion bei der jährlichen Generalversammlung eine Stimme, unabhängig von der Größe ihrer Vertretung, ihrer Aufführungs- und Zuschauerzahl.
1997 kamen 23 Delegationen nach
TEGELEN (Niederlande).
1998 fand das Jahrestreffen in
MENDRISIO (Schweiz) statt. Hier wurde die Präsentation der Europassion im Internet wurde angeregt.
1999 kamen 35 Gruppen zum Europassionstreffen nach
THIERSEE (Österreich), 43 Delegationen im Jahr
2000 nach
OBERAMMERGAU (Deutschland).
2001 konnten beim ersten Europassionstreffen in Osteuropa in
MAGYARPOLANY (Ungarn) 32 Gruppen begrüßt werden. Hier wurde die Homepage der Europassion eröffnet.
In der Folge wurden jährlich weitere Treffen veranstaltet:
- 2002 MONTEFOSCOLI (Italien) - 27 Delegationen
- 2003 SEZZE (Italien)
- 2004 NANCY (Frankreich) - 26
- 2005 PULA (Kroatien) - 26
- 2006 LOBZENICA (Polen) - 25
- 2007 WINTRICH (Deutschland) - 36
- anlässlich des 25-jährigen Bestehens der EUROPASSION kam es auch zu einer Begegnung in ESPARREGUERA (Spanien)
- 2008 Salmünster (Deutschland)
- 2009 Neumarkt i.d. Oberpfalz (Deutschland)
- 2010 Ferreira do Zezere (Portugal)
- 2011 Cantiano (Italien)
- 2012 Schönberg (Belgien)
- 2013 Erl (Österreich)
- 2014 Loudeac (Frankreich)
- 2015 Sordevolo (Italien)
- 2016 Cieszyn (Polen)
- 2017 Kecskemét (Ungarn)
- 2018 Budaörs (Ungarn)
- 2019 Tullins (Frankreich)
- 2020 Tirschenreuth (Deutschland) - wegen Corona abgesagt
- 2021 Skofja Loka (Slowenien) - wegen Corona abgesagt
Für die kommenden Jahre sind die Orte für die Jahrestreffen bereits festgelegt: 2022 Esparreguera (Spanien), 2023 Höritz (Tschechien), 2024 Miercurea Ciuc (Rumänien), 2025 Crostwitz (Deutschland), 2026 St. Margarethen (Österreich).
Jede Passion hat ihren eigenen Stil, ihre Eigenart, die oft mit der Tradition zusammenhängt, ihren eigenen Rahmen, ihren eigenen Reiz. Nancy (Frankreich) z.B. baut seine Bühne in den städtischen Messehallen auf, Verges (Spanien) spielt seit dem 15. Jahrhundert vor dem Stadtmuseum, Tegelen (Niederlande), Budaörs (Ungarn) und andere Gruppen spielen auf einer Freilichtbühne, St. Margarethen (Österreich) in einem Steinbruch, Tullins und andere Orte in der Kirche, Mariekerk (Belgien) auf dem Kirchplatz, Ménilmontant, Auersmacher und viele andere auf einer kleinen Saalbühne, Erl (Österreich), die Gruppen aus Spanien und viele andere Spielgemeinschaften spielen in einem eigenen, großen Passionsspielhaus. Viele Gruppen verbinden die Darstellung der Passion mit Prozessionen. Jeder Regisseur wählt seinen Stil und den Rahmen, in dem er die besten Gestaltungsmöglichkeiten hat. Die Aufführungen erfolgen oft mit aber meistens ohne Unterstützung der örtlichen Kommunen.
"Die Verkündigung der Botschaft Gottes kann in den verschiedensten Formen erfolgen. Für meine Begriffe ist das Theater hierzu hervorragend geeignet." (Schwester Emmanuelle)